
Was braucht es für eine faire Chance erwachsen zu werden?
Do., 02.10.2025, im “Markhof - das Dorf in der Stadt”, 1030 Wien
Diese Tagung wird unterstützt von:


Über den Fachtag:
In allen Bereichen der psychosozialen Versorgung ist das „Junge Erwachsenenalter“ (15–25 Jahre) zu einer Herausforderung geworden. Entwicklungspsychologische Besonderheiten wie hohe Mobilität, Risikobereitschaft und der komplexe Verselbständigungsprozess (z.B. Wohnungssuche, Finanzbildung) treffen mit 18 Jahren auf einen Wechsel der Unterstützungssysteme, der oft mit harten Brüchen verbunden ist und sanfte Übergänge verunmöglicht.
Zudem schüren Teuerung, zunehmend prekäre Arbeits- und Wohnperspektiven und weltweite Krisen Zukunftsängste. Dysfunktionale Coping-Strategien, psychiatrische Belastungen oder die Empfänglichkeit für Extremismus zeigen den Handlungsbedarf auf und verlangen nach einer Gesamtstrategie für „Junge Erwachsene“. Neue Angebote (z.B. Care-Leaver-Beratung oder die Transitionspsychiatrie) weisen darauf hin, dass dieser Bedarf in Grundzügen erkannt wurde.
Die [um]bruch:stelle rückt Junge Erwachsene seit 2023 in den Mittelpunkt. Der Fachtag „Übergang statt Bruchstelle“ verdeutlicht, dass die Altersgruppe handlungsfeldübergreifend als eigene Zielgruppe zu verstehen ist und bietet Praktiker:innen aus diversen Handlungsfeldern ein Forum, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu diskutieren. Darüber hinaus setzt der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis neue fachliche Impulse auf beiden Seiten und sensibilisiert für den Bedarf einer Gesamtstrategie für Junge Erwachsene.
Zur Anmeldung
08.30 – 09.15 Uhr
09.15 – 09.45 Uhr
09.45 – 10.45 Uhr
Ankunft & Registrierung
Begrüßung, Motivation zur Gründung der [um]bruch:stelle
Impulsreferat „Junge Erwachsene als Zielgruppe der Sozialen Arbeit“
Vortrag:
„Der Wandel des Sozialstaats: Auswirkungen für benachteiligte Jugendliche und die Soziale Arbeit.“ – Alban Knecht (Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten) Der Wandel des Sozialstaats hat große Auswirkungen auf die Beschäftigungsförderung benachteiligter Jugendlicher und die Soziale Arbeit. In seiner Analyse zeigt Alban Knecht anhand von Beispielen, wie der Einführung von Ausbildungsgarantie und Ausbildungsverpflichtung, die Einflüsse von Neoliberalismus, Sozialinvestitionsstaat und Rechtspopulismus auf Chancen und Risiken benachteiligter Jugendlicher sowie auf wandelnde Kontextbedingungen psychosozialer Unterstützung auf. Alban Knecht forscht und lehrt an der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten. Seine Themenschwerpunkte sind Armutsforschung, Sozialpolitik und Jugendpolitik mit Bezug zur Sozialen Arbeit. 2024 habilitierte er sich an der Bergischen Universität Wuppertal (Venia "Sozialpädagogik und Sozialpolitik") u.a. mit einer Rahmenschrift zur "Soziale[n] Arbeit im Wandel des Wohlfahrtsstaats", veröffentlicht unter dem deutschen Titel "Mit Sozialpolitik regieren". Erst forschte und lehrte er an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, bevor er im Mai 2025 an die Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten wechselte.
10.45 – 11.00 Uhr
Pause mit Kaffee & Gebäck
11.00 – 12.00 Uhr
Vortrag:
„Schulden und Erwachsenwerden: Ausgangslage, Risiken und Präventionsansätze“ - Clara Baumann (Institut für Finanzdienstleistungen e.V. Hamburg) Welche finanziellen Risiken entstehen beim Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter? Dieser Vortrag gibt Einblick in die finanziellen Herausforderungen junger Menschen. Was sind typische Überschuldungsrisiken, wie lassen sich diese vermeiden? Welche Wege führen aus einer Überschuldung heraus? Neben zentralen Forschungsergebnissen zur Überschuldung werden auch Möglichkeiten der Prävention vorgestellt und inspirierende Good Practice-Beispiele präsentiert. Clara Baumann ist als wissenschaftliche Referentin am Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (iff) in Hamburg tätig und war zuvor als wiss. Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der Humboldt Universität Berlin beschäftigt. Als Erwachsenenbildnerin (M.A.) forscht sie zu Themen der finanziellen Bildung. Die Forschungsergebnisse fließen in die Entwicklung der nationalen Finanzbildungsstrategie für Deutschland ein. Der Schwerpunkt ihrer empirischen Forschung liegt derzeit auf den Themen Überschuldung und finanzielle Allgemeinbildung, mit Fokus auf vulnerablen Zielgruppen (v.a. Care Leaver und junge Erwachsene).
12.00 – 13.15 Uhr
Mittagspause
13.15 – 14.45 Uhr
Panels (parallel): „Aktuelle Herausforderungen diskutieren“
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Panel 1:
„Junge Erwachsene auf ihrem Weg begleiten: Das Potenzial sozialer Mentoring-Programme“ – Eva Rosewich (Hands on Mentoring Verein Wien) und Eberhard Raithelhuber (Bertha von Suttner Privat-Universität St. Pölten) Junge Erwachsene sehen sich vielen Herausforderungen gestellt – oft bis weit in ihr drittes Lebensjahrzehnt. Sie müssen sich in Bildung und Beruf zurechtfinden, Beziehungen in Familie, Freundeskreis und Partnerschaft gestalten und zunehmend Verantwortung übernehmen. Doch nicht alle finden ausreichend Unterstützung und Orientierung in ihrem Umfeld oder in bestehenden Angeboten. Das gilt insbesondere für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Soziale Mentoring- und Patenschaftsprogramme können hier wertvolle Hilfe bieten. Sie bringen junge Menschen mit erfahrenen freiwilligen Mentor:innen zusammen, die sie persönlich begleiten, Wissen teilen, Kontakte herstellen und neue Perspektiven eröffnen. Das stärkt das Selbstvertrauen der Mentees und unterstützt sie darin, ihre Übergänge im Lebenslauf selbst zu gestalten. Studien zeigen, dass Mentoring soziale Teilhabe fördert und die berufliche Integration verbessert. In dieser Session erfahren Sie, wie solche Programme funktionieren und worauf es ankommt. Gemeinsam überlegen wir, wie sich Mentoring in Ihrem Arbeitsfeld einsetzen lässt. Eva Rosewich ist seit 2018 bei “Hands On Mentoring” in Wien beschäftigt und koordiniert jährlich 70 ehrenamtliche Mentor:innen, die Jugendliche beim beruflichen Einstieg unterstützen. Die Diplom-Sozialpädagogin hat 2020 die Geschäftsführung des Projekts übernommen und verfügt zudem über Weiterbildungen im systemischen Coaching & Beratung sowie als Trainerin in der Erwachsenenbildung. Ebenso war Eva intensiv am Aufbau von „Mentoring Austria“ beteiligt und gestaltet nun die Zukunft dieses Dachverbandes aktiv als Vorständin mit. Eberhard Raithelhuber beschäftigt sich als Wissenschaftler seit zehn Jahren mit sozialen Mentoring- und Patenschaftsprogrammen, seit 2021 an der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten. Als Universitätsprofessor interessiert ihn, wie angesichts des sozialen Wandels neue Formen der sozialen Intervention entstehen. Aktuell leitet er das Projekt „Mentoring for Social Inclusion in Europe – Ment4EU“ (2023-2026), in dem fünf Universitäten zusammenarbeiten. Im Dachverband „Mentoring Austria“ engagiert er sich als Beiratsmitglied.
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Panel 2:
„Extremismus bei Jugendlichen & Jungen Erwachsenen – Soziale Arbeit und Radikalisierung“ - Alexander Fontó (Beratungsstelle Extremismus) Neben Basiswissen zur kritischen Auseinandersetzung mit zentralen Begriffen und Konzepten wie Extremismus, Radikalisierung, Deradikalisierung etc., wird ein Überblick über die Präventionslandschaft und -angebote sowie Anlaufstellen in Österreich gegeben. In dieser Parallelsession wird das Bewusstsein für den Zusammenhang gesellschaftspolitischer Dynamiken und Radikalisierungstendenzen geschärft sowie ein Anstoß gegeben, die eigenen Werte, Haltungen und gesellschaftlichen Rollenbilder zu reflektieren. Es geht darum, Handlungsspielräume in der sozialen Arbeit zu erweitern und ein diskriminierungsfreies Miteinander zu fördern. Alexander Fontó ist Sozialarbeiter mit langjähriger Erfahrung in der Extremismus- prävention sowie in der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit. Seit über 20 Jahren setzt er sich praktisch sowie wissenschaftlich intensiv mit den Themen Extremismus, Rechtsextremismus und Verschwörungserzählungen auseinander. Er gibt sein Wissen in Workshops und Trainings weiter und unterrichtet an der Fachhochschule St. Pölten im Studiengang Soziale Arbeit – mit Schwerpunkt auf Extremismusprävention, Beratung und Gesprächsführung.
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Panel 3:
"'hard to reach' und 'high risk'? Herausfordernde Beziehungsarbeit mit Jugendlichen und Jungen Erwachsenen" - Maresi Kienzer (Wiener Wohnungslosenhilfe & Vorstandsmitglied [um]bruch:stelle) und N.N. Junge Erwachsene, die sich in einem strukturellen Vakuum bewegen, sind häufig von Wohnungslosigkeit, ökonomischer Unsicherheit und fehlender familiärer Unterstützung betroffen. Risikoreiches Konsumverhalten, soziale Rückzugsmechanismen und auch delinquente Handlungen sind Ausdruck tiefgreifender Perspektivlosigkeit und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Die bestehenden Hilfestrukturen reagieren oft unzureichend und verstärken strukturelle Ausschlüsse. Im Panel werden praxisnahe Methoden gelingender Beziehungsarbeit diskutiert und gemeinsam fachliche Standards sowie politische Forderungen erarbeitet, die künftig ein inklusives und bedarfsgerechtes System ermöglichen. Maresi Kienzer ist Sozialarbeiterin und seit 2012 in der Wiener Wohnungslosenhilfe mit Schwerpunkt Junge Erwachsene tätig. Neben der Leitung einer Einrichtung für Junge Erwachsene, koordiniert sie auch die Arbeitsgruppe Junge Wohnungslose in Wien und ist Gründungs- und Vorstandsmitglied bei der [um]bruch:stelle.
14.45 – 15.00 Uhr
Pause
15.00 – 16.00 Uhr
Vortrag:
„Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe: Leaving Care und eine Sozialpädagogik des Übergangs“ - Joachim Klein (Institut für Kinder- und Jugendhilfe Essen) Junge Menschen benötigen in der Zeit des Übergangs aus der stationären Betreuung in die Selbstständigkeit individuelle, bedarfsorientierte und verlässliche Unterstützung. Aufbauend auf den Ergebnissen empirischer Forschungsstudien beschäftigt sich der Vortrag mit Hindernissen, Lösungsansätzen und Erfolgsfaktoren in der pädagogischen Arbeit mit Careleaver:innen. Joachim Klein ist Diplom-Sportwissenschaftler. Seit rund 25 Jahren arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) in Essen (D). Im Zuge dessen hatte Joachim Klein in mehr als 30 empirischen Forschungsstudien (u. a. in den Themenbereichen Leaving Care, ressourcen-orientierte Pädagogik, Intensivpädagogik, Prävention sexualisierter Gewalt) die Projektleitung inne.
16.00 – 16.15 Uhr
Pause
16.15 – 16.45 Uhr
Vortrag:
“Upstream Austria - Frühzeitige Prävention drohender und verdeckter Wohnungslosigkeit von Schüler:innen” - Florian Eder (Vorstandsmitglied [um]bruch:stelle & Projektleitung Upstream Austria) und Philipp Schnell (Österreichische Akademie der Wissenschaft) Jugendliche und Junge Erwachsene sind weit häufiger von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit betroffen, als allgemein angenommen wird. Um diesem Problem frühzeitig entgegenzuwirken, entwickelt die [um]bruch:stelle gemeinsam mit der ÖAW im Innovationsprojekt “Upstream Austria” ein altersgerechtes Präventionsinstrument für Schulen. Dabei fließen Erkenntnisse internationaler Pilotprojekte ebenso ein wie das Wissen von Fachkräften, Schüler:innen und ehemals Wohnungslosen. Der Beitrag gibt einen kurzen Einblick in die Grundzüge von “Upstream Austria” und beleuchtet aktuelle Befunde zur Wohnungslosigkeit junger Menschen. Florian Eder ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der [um]bruch:stelle und Projektleitung des sozialen Innovations- und Forschungsprojekts "Upstream Austria". Lange Zeit als Sozialarbeiter in der Wiener Wohnungslosenhilfe, beschäftigt er sich nun seit vielen Jahren aus wissenschaftlicher Perspektive mit Themen der sozialen Ungleichheit, insb. Wohnungsnot, Wohnungslosigkeit sowie Klasse und Klassismus. Philipp Schnell ist Postdoktorand an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien, wo er sich auf Datenerhebungsmethoden zu Obdachlosigkeit und prekärem Wohnen spezialisiert. Er veröffentlichte bereits Arbeiten über die Lebenswelten von obdachlosen Personen in Wien sowie über neuartige Ansätze zur Erforschung und Transformation urbaner Räume. Derzeit arbeitet er an einer Studie zu den Lebensläufen von ehemals wohnungslosen Personen und plant statistische Erhebungen zu Obdachlosigkeit in mehreren österreichischen Städten.
16.45 – 17.00 Uhr
Verabschiedung und Möglichkeit für einen informellen Ausklang vor Ort
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