
Upstream Austria
Frühzeitige Prävention drohender und verdeckter Wohnungslosigkeit von Schüler*innen
Junge Wohnungslosigkeit in Österreich:
Ein unterschätztes Problem
Je nach Definition und Datenquelle machen Jugendliche und/oder Junge Erwachsene 17–38 % aller Wohnungslosen aus. Basierend auf einer Hochrechnung der umfangreichen Salzburger Wohnbedarfserhebung könnten alleine bis zu 7.500 Jugendliche unter 18 Jahre in Österreich von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betroffen sein – hierbei wären volljährige Junge Erwachsene noch gar nicht mitgezählt. Zudem galten laut Statistik Austria 2023 84.000 junge Menschen (15–19 Jahre) in Österreich als armutsgefährdet – ein zentrales Risiko beim Zugang zu Wohnraum bzw. für den Verlust von Wohnraum. Aber Junge Wohnungslosigkeit ist in ihren Hintergründen kein ausschließliches Armutsthema, ... sondern wird oft von sehr viel vielfältigen und speziellen Auslösern verursacht: Konflikte mit den Eltern, das erstmalige Erhalten einer eigenen Wohnung, familiäre Schicksalsschläge oder das Ende der Unterstützung durch die Kinder- und Jugendhilfe (Stichwort „Care Leaver“) sind bei dieser Altersgruppe besonders hervorzuheben. In Österreich gibt es bisher keine systematische Prävention für junge Wohnungslosigkeit – ... stattdessen liegt der Fokus auf Akutversorgung und Rückfallsprävention, z.B. Notquartiere oder Housing First. Junge Wohnungslose sind jedoch für vielen Angebote aufgrund altersspezifischer Merkmale wie hoher Mobilität schwer erreichbar. Gleichzeitig zeigen Studien, dass oft schon in jungen Jahren erstmals Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit gemacht werden. Daher ist frühzeitige Prävention entscheidend – dafür steht „Upstream Austria“.
Und was soll das bringen? - Upstream Projekte als internationale Erfolgsgeschichte
"Upstream Projekte" erzielten international phänomenale Erfolge. Sowohl Schüler*innen als auch Schulen profitieren. Kosten zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit können verhindert werden.
Über Upstream Austria: Ziele und Funktionsweise
Frühzeitige Prävention statt nachträgliche Krisenbewältigung. In einem simplen Verfahren werden Schüler*innen angemessen unterstützt.
Informationen für interessierte Schulen
Sie arbeiten an einer Schule und haben Interesse an einer Teilnahme oder mehr Informationen? Folgen Sie dem Link.
"Upstream Austria" ist ein Projekt der [um]bruch:stelle. Die Projektumsetzung wird durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) als Drittleisterin unterstützt und in weiten Teilen von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert.


Junge Wohnungslosigkeit in Österreich:
Ein unterschätztes Problem
-
Je nach Definition und Datenquelle machen Jugendliche und/oder Junge Erwachsene 17–38 % aller Wohnungslosen aus.
-
Basierend auf einer Hochrechnung der umfangreichen Salzburger Wohnbedarfserhebung könnten alleine bis zu 7.500 Jugendliche unter 18 Jahren in Österreich von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betroffen sein – hierbei wären volljährige Junge Erwachsene noch gar nicht mitgezählt.
-
Zudem galten laut Statistik Austria 2023 84.000 junge Menschen (15–19 Jahre) in Österreich als armutsgefährdet – ein zentrales Risiko beim Zugang zu Wohnraum bzw. für den Verlust von Wohnraum.
Aber Junge Wohnungslosigkeit ist in ihren Hintergründen nicht ausschließlich ein Armutsthema,
... sondern wird von vielfältigen und oft altersspezifischen Auslösern verursacht: Konflikte mit den Eltern, das erstmalige Erhalten einer eigenen Wohnung, aber auch Diskriminierung am Wohnungsmarkt, familiäre Schicksalsschläge oder das Ende der Unterstützung durch die Kinder- und Jugendhilfe (Stichwort „Care Leaver“) sind bei dieser Altersgruppe besonders hervorzuheben.
In Österreich gibt es bisher keine systematische Prävention für junge Wohnungslosigkeit,
... stattdessen liegt der Fokus auf Akutversorgung und Rückfalls-Prävention, z.B. durch Notquartiere oder Housing First. Junge Wohnungslose sind jedoch für viele Angebote aufgrund altersspezifischer Merkmale wie hoher Mobilität schwer erreichbar. Gleichzeitig zeigen Studien, dass oft schon in jungen Jahren erstmals Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit gemacht werden. Daher ist frühzeitige Prävention entscheidend – dafür steht „Upstream Austria“.
Mit einem dreistufigen Verfahren werden Schüler:innen zu ihren Erfahrungen und ihrer aktuellen Lebenssituation befragt. Stellt sich heraus, dass sie Gefahr laufen, wohnungslos zu werden oder sie schon verdeckt wohnungslos sind, können sie gezielt unterstützt werden – und zwar bevor Wohnungslosigkeit eintritt. „Upstream Austria“ setzt damit auf wissenschaftlich fundierte Früherkennung und passgenaue Unterstützung in herannahenden Krisensituationen – damit Wohnungslosigkeit gar nicht erst entsteht.
Wie genau funktioniert das?
Das Upstream-Modell basiert auf einem dreistufigen Verfahren:
-
Online-Fragebögen an Schulen: Alle Schüler:innen füllen einen kurzen, altersgerechten Online-Fragebogen zu ihrer Lebenssituation und ihren Sorgen aus. In internationalen Pionierprojekten nahmen über 80 % der Schüler:innen daran teil.
-
Persönliches Gespräch: Sollte, basierend auf den Ergebnissen des Fragebogens, vermutet werden, dass Schüler:innen von Wohnungslosigkeit bedroht oder verdeckt wohnungslos sind, wird proaktiv ein vertrauliches Gespräch durch das schulische Fachpersonal angeboten, um die Situation genauer einzuschätzen.
-
Gezielte Unterstützung: Jene Schüler:innen, die sich tatsächlich in einer Krise befinden und Unterstützung brauchen, werden vom schulischen Fachpersonal aufgefangen und in weiterer Folge zu passgenauen Unterstützungsangeboten weitervermittelt.

Upstream Austria:
Frühzeitige Prävention statt Krisenbewältigung
Ziele des Forschungs- und Innovationsprojekts
Upstream Austria
-
Upstream Austria bringt das bewährte Präventionsmodell aus Australien („Geelong Project“) nach Österreich. Ziel ist es, gefährdete Schüler:innen frühzeitig und passgenau zu unterstützen – bevor sie wohnungslos werden.
-
Dafür entwickelt „Upstream Austria“ einen speziell auf Österreich zugeschnittenen und altersadäquaten Fragebogen (Schritt 1), der in verschiedenen Schulformen und Regionen getestet wird. Dabei werden städtische und ländliche Regionen sowie soziale Hintergründe berücksichtigt. Gemeinsam mit Schüler:innen, Lehrkräften und Fachleuten entsteht ein auf Österreich zugeschnittenes Modell, das sich an die Vielfalt der österreichischen Schullandschaft anpasst. Zusätzlich werden Standards für die Beratungsgespräche (Schritt 2) erarbeitet, um Fachkräfte zu unterstützen.
-
Damit wird Schulen ein evidenzbasiertes Instrument geboten, um Schüler:innen in Not gezielt durch schulische Fachkräfte (z.B. Schulsozialarbeit oder -psycholog:innen) zu unterstützen (Schritt 3).
Das „Upstream-Projekt“:
eine internationale Erfolgsgeschichte
„Upstream-Projekte“ für Schüler*innen sind noch eine sehr junge Innovation in der Prävention von Wohnungslosigkeit und wurden ursprünglich in Australien entwickelt. International befinden sich drei derartige Projekte zurzeit in der Umsetzung:
-
Geelong Projekt: Eine Längsschnittstudie zum ersten derartigen Projekt, dem innovativen Geelong Projekt, zeigt aufgrund der Früherkennung und passgenauen Unterstützung im Schulalter eine Reduktion von 40 % bei Jugendlichen, die Unterstützung in der regionalen Wohnungslosenhilfe suchten. 90 % der unterstützten Schüler:innen konnten weiter zu Hause wohnen, 85% der unterstützten Schüler:innen gingen weiter zur Schule.
-
„Upstream Kanada“: 603 Schüler:innen aus zwei Mittelschulen (81 % aller Schüler:innen) nahmen am Upstream Projekt teil, das zum Ziel hatte, Schüler:innen zu unterstützen, die aufgrund unentdeckter schwieriger Lebensumstände Gefahr liefen, die Schule abzubrechen. 266 Schüler:innen konnten dadurch unterstützt werden. Bei 60 % wären die „verdeckten“ Krisen vom Schulumfeld ohne das Projekt nicht erkannt worden.
-
“Upstream Cymru Pupil Survey”: Ein vorausgehendes Survey bei der Pilotierung des Upstream Models in Wales ergab, dass zumindest 2 % der Schüler:innen im vorangehenden Jahr Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit gemacht hatten.
Wem bringt das was?
Im Vordergrund steht die Verhinderung von persönlichem Leid auf Seiten der betroffenen Schüler:innen, die Aufrechterhaltung ihrer Zukunftschancen und ihrer psychosozialen Gesundheit. Aber auch für Schulen und die Gesellschaft entsteht durch „Upstream Austria“ ein hoher Mehrwert.
So erhalten Schulen ein praktisches und evidenzbasiertes Werkzeug, um von Wohnungslosigkeit bedrohte Jugendliche frühzeitig und gezielt zu unterstützen – damit wird die Handlungssicherheit der Pädagog:innen gestärkt und dies wiederum schafft mittelfristig mehr Raum für den Bildungsauftrag.
Gleichzeitig entfallen Folgekosten von Wohnungslosigkeit (schwierige Arbeitsmarktintegration, Unterstützung durch die Wohnungslosenhilfe, gesundheitliche Folgekosten etc.), indem Krisen frühzeitig adressiert und teilweise oder sogar zur Gänze verhindert werden können.
Projektinformationen
Das innovative Forschungsprojekt der [um]bruch:stelle wird zum Großteil von der österreichischen Förderungsgesellschaft (FFG) gefördert. Restkosten werden über Eigenmittel der [um]bruch:stelle abgedeckt. Zur Unterstützung hat sich die [um]bruch:stelle die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an als Drittleisterin an Bord geholt.
Projektstart: September 2025
Projektdauer: 18 Monate
Kosten für teilnehmende Schulen: keine
Teilnahme: Schulen der Sekundarstufe II aus ganz Österreich
Interesse? Senden Sie uns eine Email an upstream-austria@umbruchstelle.at
Wichtig für interessierte Schulen
-
In der Entwicklung des Online-Fragebogens werden vorab intensive Gespräche mit Lehrpersonal, Betroffenen und Schüler:innen geführt. Auch werden erste Entwürfe diskutiert. Dadurch soll nicht nur sichergestellt werden, dass der Fragebogen treffsicher, sondern auch praktisch in der Anwendung und altersgerecht ist.
-
Im Forschungsprojekt wird das Online-Tool (Schritt 1) und ein Gesprächsleitfaden für die Validierungsgespräche (Schritt 2) entwickelt. Alle weiteren Schritte obliegen der Schule. Anregungen und Bedenken dazu werden soweit möglich berücksichtigt.
-
Upstream-Projekte waren insb. dann unterstützend für Schüler:innen, wenn möglichst alle Schüler:innen einer Klasse bzw. Schule am Projekt teilnahmen. Auch "Upstream Austria" zielt darauf ab, möglichst breit Anwendung zu finden. Das ermöglicht sowohl mit Schüler:innen in Kontakt zu kommen, wo vermeintlich keine Krise vorliegt, als auch die Stigmatisierung von einzelnen Schüler:innen zu vermeiden.
-
Das Projekt richtet sich an Schüler:innen der Sekundarstufe II, da sich sowohl Auslöser für Wohnungslosigkeit als auch Unterstützungsmöglichkeiten für junge Menschen verschiedener Altersgruppen unterscheiden.
-
Das Projektteam wird versuchen das entwickelte Instrument nach Projektende möglichst kostengünstig, im besten Fall kostenfrei anzubieten. Die Verwendung des Instruments ist für teilnehmende Schulen auch in Zukunft jedenfalls kostenfrei.